"Ganz Gallien? ..."

Kleinstadt erringt Foto-Verbot für Google

Web
02.06.2008 14:09
Die kleine Stadt North Oaks im US-Bundesstaat Minnesota hat sich erfolgreich gegen die Fotografier-Trupps von Google Street View gewehrt. Die Straßen des rund 4.500 Einwohner zählenden Städtchens sind nämlich in Privatbesitz und dürfen nur von Anrainern und Besuchern befahren werden. "Durchfahrt verboten", heißt es schon bei der Ortstafel, was die Knipser des Internetgiganten aber zunächst nicht hinderte. Der Stadtrat und Gegner des datenschutzrechtlich umstrittenen Fotokartendienstes haben jetzt trotzdem ein Foto-Verbot für Google errungen.

Die Google-Fahrer, die mit ihren Kamera-bestückten Autos seit ungefähr einem Jahr ganz Nordamerika abkurven, hatten sich offenbar nicht um die Verbotsschilder gekümmert. Als Street-View-Fotos für North Oaks dann auf Google Maps auftauchten, schritt die Stadtregierung ein. Das Befahrungsverbot gelte auch für Google, stellte der Stadtrat in einem Brief an den Suchmaschinenbetreiber klar und machte Druck. Google entfernte daraufhin die betreffenden Aufnahmen aus seiner Bilderdatenbank.

"Wir sind ganz bestimmt kein hochnäsiges Volk, das versucht, sich von der restlichen Welt abzukapseln", erklärt Thomas Watson, Bürgermeister von North Oaks. Google müsse sich aber an die geltenden Bestimmungen halten. Der Internetkonzern habe nicht das Recht, die Straßen der Stadt zu befahren, geschweige denn dabei noch Fotos zu machen. "Google hatte absolut keine Autorisierung, um Privatbesitz betreten zu dürfen", betont Watson.

Rechtslage in den USA zu Gunsten Googles
"Es geschieht wirklich äußerst selten, dass eine ganze Stadt wünscht, aus Street View entfernt zu werden", meint hingegen Google-Sprecherin Elaine Filadelfo. "Überall dort, wo wir Aufnahmen für Street View machen, halten wir uns an die gängige Rechtslage." Genau deswegen beißen sich Ortschaften in den USA und von Google unfreiwillig fotografierte Menschen auch die Zähne aus, wenn sie nicht auf Street View auftauchen wollen. 

Hierzulande wäre das nicht so einfach. "Um diesen Dienst, der derzeit nur in den USA verfügbar ist, auch in Europa anwendbar zu machen, müssen wir uns einige Abänderungen überlegen", erläutert Kai Oberbeck, Google Sprecher für Nordeuropa. Wenn sich jemand in den USA durch Aufnahmen in seinen Persönlichkeitsrechten gestört fühle, habe er aber jederzeit die Möglichkeit, mit Google in Kontakt zu treten und seine Kritik zu begründen, meint der PR-Mann. "Ein Beanstandungsmechanismus für unverhältnismäßige Fotos war von Anfang an bei Street View integriert", so Oberbeck. Um den Dienst sicherer zu machen, habe man außerdem eine eigene Software entwickelt, die Gesichter von Personen unkenntlich macht. Das geschah allerdings erst nachdem sich die Beschwerden häuften.

Street View in Europa vor Start?
Bereits Anfang März hatte das US-Verteidigungsministerium dem Suchmaschinenbetreiber Filmaufnahmen auf US-Militärbasen verboten. Ausschlaggebend hierfür war das Auftauchen von detaillierten Bildern von Fort Sam Houston, einem Armeestützpunkt im US-Bundesstaat Texas, auf Google Maps. Insbesondere die über das Street-View-Feature leicht zugänglichen Videoaufnahmen würden eine "potenzielle Sicherheitsbedrohung" darstellen, begründete das Pentagon seine Entscheidung. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass Google mit dem Dienst auch bald in Europa an den Start gehen könnte. "Wir haben derzeit noch keine konkrete Pläne darüber, in welchen Städten und Ländern wir mit Street View starten werden", dementiert Oberbeck. 

Quelle: pte 

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