Der IG-Milch-Obmann ist überzeugt, dass der Boykott etwas gebracht hat. "Es hat einfach ein europäischer Ausnahmezustand herbeigeführt werden müssen", sagte er. "Wir wollten und wollen uns nicht selbst beweihräuchern, wir wollen einen fairen Preis." Zusagen der Molkereien werde es "selbstverständlich" geben, glaubt Grünzweil und betonte, dass die Verhandlungen nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. In den nächsten Wochen und Monaten werde die Ernte eingefahren, der aufgewirbelte "Staub" müsse sich zuerst legen, dann können die Verhandlungen beginnen.
Lieferung von einem Tag ausgefallen
Auch VÖM-Chef Költringer sagte, dass man sich zusammensetzen und Lösungen finden müsse. Der Streik habe Verluste verursacht, in Summe sei die Lieferung von einem Tag ausgefallen, schätzt Költringer. "Wir haben den Streik nie unterstützt", sagte der VÖM-Chef. "Die Molkereien versuchen die Produkte bestmöglich zu verarbeiten, eines Streiks bedarf es dazu nicht." Jetzt müsse man an die Zukunft denken und die Konsumenten von der Qualität überzeugen. Költringer hofft auf die entsprechende Bereitschaft des Handels.
Anders als in Deutschland hat es hierzulande vom Handel keine fixen Zusagen gegeben, die Milchpreise anzuheben. Laut Spar-Sprecherin Nicole Berkmann werde man von Schleuderaktionen Abstand nehmen. Dies habe das Handelunternehmen am Montag beim sogenannten "Milch-Gipfel", wo Spitzenvertreter von Handel, Landwirtschaft und Industrie diskutierten, zugesichert. Hinter den Kulissen würden Gespräche laufen, näheres konnte Berkmann jedoch nicht sagen.
Auch der Vorstandsvorsitzende von Rewe Austria (Billa, Bipa, Merkur, Penny), Frank Hensel, sagte auf einer Pressekonferenz, dass der Handel sein "klares Bekenntnis zu österreichischen Produkten" bekräftigt und zugesichert habe, sich bei Schleuderaktionen bei Milch zurückhalten zu wollen. Allerdings stellte er auch klar: Geht ein Mitbewerber mit dem Preis runter, zieht Rewe nach.
Auch deutsche Bauern beenden Liefer-Boykott
Am Lieferboykott waren neben heimischen Bauern nach Angaben der IG Milch auch Bauern aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, Frankreich, Dänemark und Tschechien beteiligt. Auch dort sollten sich die Wogen glätten. "Damit die Verhandlungen mit der Milchindustrie und dann auch mit der Politik nun in Ruhe geführt werden können, haben sich die europäischen Milcherzeuger entschieden, in Vorleistung zu gehen und den Milchlieferstopp einzustellen", sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, am Ende einer Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Die Bauern seien zwar mit den bisherigen Zugeständnissen des Handels noch nicht ganz zufrieden, weil die zugesagten Preiserhöhungen nur für Butter und Milch gelten sollten. Aber sein Verband begrüße es, dass Bewegung in die Preisgestaltung bekommen sei. "Das Ganze ist nicht mehr zu halten", fügte Schaber hinzu. Seinen Angaben zufolge haben sich die Ketten Lidl, Rewe, Norma, Plus und Aldi-Süd zur Zahlung höherer Preise bereiterklärt.
Lidl hatte bereits am Mittwoch angekündigt, ab Montag die Preise für Milch um zehn Cent pro Liter sowie um 20 Cent für das 250-Gramm-Stück Butter zu erhöhen, um damit die Einkommenssituation der Milchbauern zu verbessern. Sprecher anderer Lebensmittelketten hatten daraufhin ebenfalls Bereitschaft zu höheren Preisen signalisiert.
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