Bandwurmbefall

1.000 Hechte im Ausseerland müssen sterben

Steiermark
03.06.2008 13:06
Den Hechten wurde der "Krieg" erklärt! Mehr als 1.000 der schnittigen Raubfische sollen aus dem Grundl- und Toplitzsee verschwinden, sprich: an Angelhaken und in Bratpfannen landen. Schuld ist ein Bandwurm, der von ihnen weitergegeben wird und den wirtschaftlich wichtigen Saibling ungenießbar macht.

"Steirerkrone"-Interview mit dem Fischereibeauftragten in der Infobox!

"Im Grundl- und Toplitzsee haben wir weltweit zum ersten Mal erlebt, dass ein Parasit vom Hecht zum Saibling wandert", sagt Matthias Pointinger, der Fischereibeauftragte der Bundesforste, denen die Seen gehören. Dabei dürfte der Raubfisch gar nicht da sein. "Er ist aus mysteriösen Gründen vor ein paar Jahrzehnten hier aufgetaucht. An seiner raschen Vermehrung ist wohl der Klimawandel schuld. Der Hecht braucht wärmeres Wasser, und das gibt es jetzt in Ufernähe", so Pointinger. Jetzt ist er da und schädigt die wertvollen Saiblinge.

So wird der Parasit übertragen
Der Hecht wird als so genannter "Endwirt" durch den Befall mit dem Bandwurm kaum beeinträchtigt. Er ist auch weiterhin für den Menschen genießbar. Von ihm werden die Eier von den geschlechtsreifen, etwa 40 Zentimeter langen Bandwürmern mit dem Kot ins Wasser abgegeben. Aus den Eiern schlüpfen dann schwimmfähige Larven, die das Plankton (erster Zwischenwirt) befallen. Dieses wird dadurch "aggressiv" und verhält sich so auffällig, dass es andere Fische anlockt - zum Beispiel den Saibling, der dadurch zum zweiten Zwischenwirt wird. Im Saibling wird das befallene Muskelgewebe erweicht, es kommt zu deutlich erkennbaren Zysten, die den Fisch ungenießbar machen.

Saibling durch Wurm ungenießbar
Fest steht, dass der Verwandte der Forelle mit dem Bandwurm im Bauch weiterhin in den Seen herumkurven darf. Der Fischerei-Verantwortliche: "Wir fangen keine Saiblinge mehr. Bisher waren es etwa 1.600 Kilo zu einem Preis von je 20 Euro, die wir jährlich vermarkten konnten. Genießbar wären sie noch, aber laut Lebensmittelgesetz sind sie durch den Wurm ,ekelerregend'."

Der Hecht muss weg
Einziger Ausweg: Der Hecht muss weg! Mit Netzen und Reusen hat man das heuer bereits bei 230 Exemplaren geschafft. Zu wenig. Ein vom Land gewährtes Harpunieren wurde von den Tauchern abgelehnt. "Der jagende Mensch würde dadurch zum Feind, dem sich bald kein einziger Fisch mehr zeigen würde", sagt Pointinger. Stattdessen will man Taucher nachts mit Scheinwerfern in die Tiefe schicken, die Hechte mit dem Licht paralysieren und mit Keschern fangen. Dazu wird der Hecht zum "Freiwild" erklärt. "Für fünf Euro gibt es am Grundl-see, für zehn am Toplitzsee Tageskarten, mit denen jeder ausschließlich Hechte fischen kann. Die sind ja bedenkenlos genießbar!"

Nähere Informationen gibt's bei Alexander Scheck unter der Telefonnummer 0664/5110491.

von Werner Kopacka, "Steirerkrone"

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